ATACAMA WÜSTE & ALTIPLANO
Landschaften der Superlative: Von der trockensten Wüste der Welt (Atacama) über die weltweit grösste Salzpfanne (Salar de Uyuni) bis zur trockensten Stadt der Welt (Arica) - Chiles Norden und der Südwesten Boliviens sind in vielerlei Hinsicht einzigartig.
Atacama-Wüste
Keine Wüste der Erde ist trockener als die Atacama-Wüste im Norden von Chile - hier können manchmal Jahrzehnte verstreichen, bis es wieder regnet. Die Wüste rund um San Pedro de Atacama gehört zu den beliebtesten Reisezielen des Landes, und so hat sich das kleine Dorf denn auch komplett dem Tourismus verschrieben.
San Pedro de Atacama
Im Zentrum von San Pedro de Atacama wechseln sich Hotels, Restaurants und Tourenanbieter ab, wobei die meisten dieselben Tourziele anbieten:
- Valles de la Luna y de la Muerte / Moon Valley and Death Valley (am späten Nachmittag mit Sonnenuntergang)
- Geysers del Tatio / Tatio Geysers (vor Sonnenaufgang)
- Piedras Rojas, lagunas altiplánicas y salar / Red Stones, high plateau lakes and salt flats (ganzer Tag)
- Astronomical tours (nach Sonnenuntergang)
Die Sehenswürdigkeiten im chilenischen Teil eignen sich gut für einzelne Tagestouren, weshalb San Pedro de Atacama ein sehr geeigneter Ausgangspunkt ist. Ausserdem kann man sich gut an die Höhe akklimatisieren, insbesondere vor einer Weiterreise nach Bolivien.
Gruppentour oder Individuell?
Wir wollten keine Gruppentour buchen, weshalb wir in San Pedro ein Auto mieteten. Die kleine, nicht ganz einfach zu findende und nur sporadisch besetzte Europcar-Filiale machte aber leider keinen professionellen Eindruck. Das Auto hatte auch prompt einige Mängel wie z. B. eine defekte Tankanzeige, weshalb wir bei der einzigen Tankstelle in San Pedro gleich als erstes einen gefüllten Ersatzkanister besorgten. Wer kein Spanisch spricht und auf Nummer sicher gehen will, mietet sein Auto wohl besser in Calama, der nächsten grösseren Stadt mit besserer Infrastruktur und Flughafen, oder schliesst sich einer Gruppentour an.
Wer meine früheren Reiseberichte gelesen hat, kennt meine Einstellung zu geführten Gruppentouren: In solchen Gruppen ist man für gewöhnlich ungefähr so flexibel und frei wie ein Tier im Zoo. Der strikte Zeitplan hat oberste Priorität, weshalb solche Touren für Naturliebhaber und Fotografen oft mehr Stress als Genuss bieten.
Salzpfannen und Lagunen in der Atacama-Wüste
Lagunas Miscanti & Miñiques
Am ersten Tag nach unserer Ankunft in San Pedro fuhren wir zu den beiden Lagunen Miscanti und Miñiques. Die Strasse ist kurz vor der Lagune etwas steil und holprig, aber mit einem normalen Personenwagen gut zu bewältigen. Die Lagunen und deren Infrastruktur werden von einheimischen Dorfbewohnern verwaltet, die jedem Touristen beim Gate (auf Spanisch) die strikten Regeln erklären.
Mein Versuch, den mit Steinen markierten Trampelweg für eine bessere Sicht zu verlassen, wurde von einem laut pfeifenden Guide denn auch sogleich zunichte gemacht. Somit musste ich mein gewünschtes Panoramafoto mit beiden Lagunen auf einem Bild (inspiriert durch zahlreiche Bilder auf 500px oder GettyImages) leider verwerfen. Wie haben es wohl die anderen Fotografen zum nichtoffiziellen Aussichtspunkt geschafft?
Aufgrund der zahlreichen Besucher scheinen diese strikten Regeln aber leider nötig zu sein. Die Lagunen sind das Eintrittsgeld allerdings nur begrenzt wert, und Weiterreisende nach Bolivien können sich diese ruhig sparen.
Die Piedras Rojas bei der Salar de Talar
Anschliessend fuhren wir weiter zu den wunderschönen und sehenswerten Piedras Rojas (Red Stones) am Salar de Talar. Hier trifft man schon deutlich weniger Touristen an, es gibt auch keinen Eintritt und man darf sich frei bewegen. Ein kleines Paradies für Fotografen und Landschaftsliebhaber! Weshalb die beiden Lagunen Miscanti und Miñiques bekannter und beliebter sind als der Salar de Talar, ist mir ein Rätsel. Der Strassenabschnitt dorthin wurde bei unserem Besuch gerade ausgebessert, weshalb die Salzpfanne wohl bald vermehrt von grossen Touristenbussen angesteuert wird.
Mit ins Foto-Gepäck gehören Brennweiten zwischen 14 und 200mm sowie Circ.-Pol.-Filter.
Socaire und Toconao
Unterwegs kommt man an den beiden Dörfern Socaire und Toconao mit sehenswerten Kirchen, Friedhöfen und Dorfzentren vorbei. Ein guter Ort für eine Pause!
Laguna Chaxa
Alle Reiseführer schwärmen von der Laguna Chaxa und ihrer wunderschönen Lichtstimmung am Abend, weshalb wir pünktlich zum Sonnenuntergang am Salzsee eintrafen. Ich weiss nicht, ob es an den hohen Erwartungen lag oder ob wir einfach nicht den perfekten Tag erwischt hatten, auf jeden Fall war der Sonnenuntergang nicht ganz so intensiv wie erhofft. Den Flamingos in der Abendstimmung zuzuschauen bleibt aber trotzdem eine schöne Erinnerung.
SPACE
Ein weiteres Highlight – dieses Mal jedoch ohne Foto-Equipment – erwartete uns nach dem Sonnenuntergang in San Pedro. Die Atacama-Wüste ist nicht nur bekannt für ihre Landschaft, sondern auch für den atemberaubenden Sternenhimmel. Es gibt nur wenige Orte auf der Welt mit solch guten Bedingungen für die Sternenbeobachtung, weshalb San Pedro auch bei Astronomen Weltruf geniesst.
Mit einem Bus von SPACE fuhren wir rund 20 Minuten lang hinaus in die Wüste: Je weniger Lichtverschmutzung, desto besser die Sicht auf die Sterne. Unser kanadischer Guide brachte uns das Universum mit viel Wissen und Humor näher. Die SPACE-Touren finden nur bei klarem Himmel und nicht bei Vollmond statt. Nach diesem interessanten Abend bereute ich fast ein wenig, dass wir nicht mehr Zeit für die Sternenbeobachtung eingeplant hatten. Es gäbe in der Atacama-Wüste nämlich noch viele weitere Highlights wie z. B. die Besichtigung von ALMA, einem internationalen Radioteleskop-Observatorium mit 66 Parabolantennen mit Durchmessern von rund 12 Metern.
Salar de Tara (Dalí-Wüste)
Am zweiten Tag wollten wir den Salar de Tara besichtigen, eine geomorphologische Salzpfanne rund 120 km östlich von San Pedro de Atacama.
Die landschaftlich eindrückliche Route führt direkt zur bolivianischen und argentinischen Grenze. Über die sehr gut ausgebauten Strassen fuhren wir direkt auf 4700m. ü. M. hoch. Die Luft ist dünn und man gerät schon durch kleinste Anstrengungen ausser Atem. Beliebt scheint der Pass auch bei Motorradfahrern zu sein, weniger jedoch bei den zahlreichen Tourenanbietern – gut für uns! Die Landschaft war schlichtweg fantastisch und wir stoppten bei fast jeder Kurve für einen Fotohalt. Kleinere und grössere Berge wechselten sich mit Kratern, Salzseen und wunderschönen Felsbrocken ab, wie sie nur die Natur formen kann. Wobei die Monjes de la Pacana so aussehen, als ob sie von Salvador Dalí stammen, weshalb der Salar de Tara auch als “Dalí-Wüste” bezeichnet wird. Die riesigen Felsbrocken liegen nahe an der Strasse und es gibt glücklicherweise weder Absperrbänder noch Gebühren - ein einzigartiges und frei zu bestaunendes Naturwunder.
Wir fuhren bis zum Mirador Salar de Loyoques, nur 23 km vom Paso de Jama und der Grenze zu Argentinien entfernt. Das schöne Panorama auf die Salzpfanne lädt zum Verweilen ein und so genossen wir die Aussicht und schauten ungestört den Flamingos zu. Zur Rückfahrt drängte uns eigentlich nur die dünne Luft, an die wir uns noch nicht ganz gewöhnt hatten.
Valle de la Luna (Moon Valley)
Am späteren Nachmittag fuhren wir schliesslich noch zur meistbesuchten und beliebtesten Sehenswürdigkeit in San Pedro de Atacama: das Valle de la Luna. Wer Bewegungsdrang verspürt, kann das Moon Valley mit einem Bike (ausleihbar in San Pedro) besuchen. Das Bike hat auch noch weitere Vorteile, denn Autofahrer dürfen im Tal leider keine spontanen Stopps einlegen, um den Verkehrsfluss nicht zu behindern. Das Valle de la Luna schien mir besser bewacht zu sein als ein Schweizer Regierungsgebäude, aber es ist so eindrücklich, dass sich ein Besuch trotz den vielen Leuten und den strengen Regeln lohnt.
Am schönsten ist das Tal, wenn die Sonne tief am Horizont liegt und lange Schatten wirft - zu dieser Tageszeit lohnt sich der Aufstieg mit Kamera und Stativ auf eine Düne mit Aussicht.
Altiplano Bolivien und Chile
Der Altiplano ist eine abflusslose Hochebene in Südost-Peru und West-Bolivien zwischen den Hochgebirgsketten der West- und der Ost-Anden. Er liegt auf einer durchschnittlichen Höhe von 3600m und erstreckt sich über eine Fläche von etwa 170'000 km². Im Norden des Altiplano liegt der Titicacasee, der grösste Hochgebirgssee der Erde, von dem aus sich der Altiplano rund 1000 Kilometer nach Süden erstreckt.
Reiseplanung
San Pedro de Atacama ist ein guter Ausgangspunkt für mehrtägige Ausflüge in den Salar de Uyuni, die grösste Salzpfanne der Welt. Mit einer Fläche von über 10’000 Quadratkilometern ist der Salar sogar aus dem Weltall gut sichtbar.
Als wir mit der Reiseplanung begonnen hatten, stellten wir uns die Fahrt nach Bolivien zuerst recht einfach vor: Wir mieten ein 4x4-Fahrzeug mit GPS und verbringen die Nächte direkt an den schönsten Spots in unserem Zelt. Schon nach ersten Reise-Recherchen folgte jedoch die Ernüchterung: Kein chilenischer Autoverleiher erlaubt eine Überfahrt nach Bolivien – zumindest haben wir in der Umgebung von Calama keinen gefunden. Ich kenne zwar Personen, die mit einem peruanischen Mietauto über die Landesgrenzen gefahren sind, allerdings selten ohne Probleme und Hindernisse beim Zoll aufgrund von fehlenden oder unvollständigen Dokumenten. Weniger problematisch soll es angeblich mit dem eigenen Auto sein, doch leider war unsere Ausgangslage eine andere und so machten wir uns auf die Suche nach einem guten Tourenanbieter. Die Stories in den Blogs sind teilweise haarsträubend und wer eine Reise bucht, kann offenbar nie ganz sicher sein, dass die Firma beim Tourstart tatsächlich noch existiert.
Choose between cheap group and exclusive private tours
Grundsätzlich gibt es zwei verschiedene Arten von Touren: sehr günstige Gruppentouren oder relativ teure mit einem privaten Fahrer. Nicht selten bieten Anbieter von preiswerten Gruppentouren die Rückreise vom Salar de Uyuni nach San Pedro in einem einzigen Tag an. Ausserdem gilt auch bei Touren in Bolivien: Je günstiger die Tour, desto schlechter der Service. Wer speziellere Bedürfnissen an eine Tour hat - somit auch jeder Landschaftsfotograf -, kann am Ende nur mit einer privaten Tour glücklich werden. Hier einige meiner Wünsche, die unser Tourenanbieter zu erfüllen hatte:
- Längere Fotostops bei den Lagunas Colorada und Hedionda im bolivianischen Hochland
- Sonnenaufgang auf der Isla Incahuasi (Kakteen-Insel im Salar de Uyuni)
- Isla Pia Pia und Isla del Pescado, ebenfalls im Salar de Uyuni
- Längere Fotostops beim Salzsee Surire im chilenischen Hochland
- Besuch einiger ausgesuchter Fotospots beim Vulkan Parinacota im Lauca Nationalpark
Last but not least wollten wir von Uyuni nicht zurück nach San Pedro de Atacama, sondern weiter nordwärts via Laguna Surire (Chile) und Lauca Nationalpark nach Arica. Die nördlichste chilenische Stadt liegt wunderschön am Meer, direkt an der peruanisch-chilenischen Landesgrenze und gilt als die trockenste Stadt der Welt.
Wir haben viel Zeit in die Suche nach einem passenden Reiseanbieter investiert und wurden am Ende tatsächlich fündig: die Firma Mayuru Tours konnte uns eine unseren Bedürfnissen entsprechende Reise offerieren.
Die sechstägige Reise für 2 Personen von San Pedro de Atacama über das bolivianische Hochland bis nach Arica inkl. allen Sonderwünschen und Mahlzeiten kostete insgesamt $3620.
Bolivianische Hochland-Lagunen
Grenzübergang Chile - Bolivien
Unsere Tour startete in San Pedro de Atacama, von wo wir mit einem komfortablen Bus zur chilenisch-bolivianischen Grenzstation «Hito Cajon» gefahren wurden. Auf 4’500m.ü.M. wartete bereits Valerio, unser bolivianischer Guide und Fahrer. Den chilenischen Ausreisestempel holt man sich übrigens bereits in San Pedro de Atacama. Am bolivianischen Zoll standen viele Reisende Schlange und es dauerte eine Weile, bis wir den Stempel erhalten hatten.
Obwohl wir auf die Zusatzkosten von $400 für einen englischsprachigen Fahrer verzichtet hatten, beherrschte Valerio die Sprache relativ gut. Valerio ist Inhaber der Firma «El Desierto Tours» mit Sitz in Uyuni und arbeitet seit vielen Jahren mit Mayuru Tours zusammen. Es ist wichtig zu wissen, dass die chilenischen und bolivianischen Tourenanbieter die Landesgrenze nicht überschreiten dürfen - jeder Grenzübergang hat somit auch einen Fahrzeug- und Fahrerwechsel zur Folge. Apropos Fahrzeuge: In Bolivien sieht man ausschliesslich ältere Toyota Landcruiser, gemäss Valerio das am besten geeignete Auto für diese Gegend. Trifft man doch einmal einen Landrover/Offroad-Camper an, so stehen die Chancen gut, dass das Autokennzeichen aus Deutschland, Frankreich oder der Schweiz ist. Mit einem etwas neidischen Blick grüssten wir dann jeweils die Abenteuerer aus unserer Heimat.
Laguna Blanca & Verde
Ein paar Fahrminuten nach der Landesgrenze beginnt der Nationalpark «Fauna Andina Eduardo Abaroa», mit über 60’000 Besuchern pro Jahr der meistbesuchte Nationalpark Boliviens. Beim Parkeingang kann man bereits die beiden Lagunen «Blanca» und «Verde» sehen. Daneben überragt der inaktive Vulkan Licancabur mit seinen 5920 Metern die Atacamawüste. Bei der Laguna Verde ist man ihm ganz nahe - ein idealer Hintergrund für ein Panoramafoto! Aufgrund des hohen Mineralgehalts gibt es bei der Laguna Verde keine Flamingos, diese bevorzugen die angrenzende und grössere Laguna Blanca.
Geysirfeld Sol de Manaña
Nach ein paar Kilometern erreichten wir das Geysirfeld «Sol de Manaña». Die heissen Quellen und dampfenden Fumarolen sind im Gegensatz zum Yellowstone Nationalpark frei zugänglich. Absperrungen oder sonstige Wegmarkierungen gibt es in Bolivien fast nirgends – eigentlich bemerkenswert! Umso mehr geniessen wir diesen Hotspot. Die Fumarolen werden von den günstigeren Touranbietern (vermutlich aus Zeitgründen) nicht angefahren, und so hatten wir das ganze Geysirfeld für uns alleine.
Ein Bad auf 4000 Metern
Weitaus beliebter sind dafür die heissen Thermalquellen «Termas de Polques» am «Salar de Chalviri». Gegen ein 38°C warmes Bad auf über 4000 Metern und vor einem wunderbarem Panorama spricht ja auch wirklich nichts!
Laguna Colorada
Am Nachmittag erreichten wir die einzigartige Laguna Colorada, ein Highlight dieser Reise. Nach der weissen und der grünen folgte somit auch noch die rote Lagune! So etwas gibt es nur in der Hochebene Südboliviens: Die rote Farbe entsteht aufgrund des hohen Mineralgehalts (u.a. Borax) und der speziellen Algenart, die bei den Flamingos beliebt zu sein scheint - hier findet man gleich drei verschiedene Arten dieser Tiere (Chile-, Anden- und James’s Flamingos). Vom offiziellen Aussichtspunkt (kleiner Hügel) geniesst man ein 270°-Panorama auf die 60km2 grosse Lagune, welche (zu Recht!) für die acht neuen Weltwunder nominiert war.
Neben dem offiziellen Aussichtspunkt lohnt sich ein weiterer Fotohalt auf der gegenüberliegenden Seite der Lagune.
Hotel Tayka del Desierto
Den Tag beendeten wir im wunderschönen Hotel Tayka del Desierto, wo man auf rund 4700m.ü.M. auf fast keinen Luxus verzichten muss. Spätestens jetzt zahlte sich die gute Akklimatisation in der Atacama-Wüste aus: Ohne Kopfschmerzen oder sonstige Beschwerden genossen wir ein fantastisches Nachtessen.
In der Nacht sank das Thermometer weit unter die 0°-Grenze und ich war froh, dass ich mich nach ein paar Fotoaufnahmen des wunderschönen und klaren Sternenhimmels wieder unter meine drei(!) Decken verkriechen konnte.
Wüste Los Lipez
Erst am darauffolgenden Morgen wurde uns bewusst, dass Bolivien und Chile nicht in der gleichen Zeitzone liegen. Dass die Uhren in Bolivien (obwohl es östlich von Chile liegt) ein Stunde zurückgestellt werden, hat uns definitiv überrascht! Valerio ist zum Glück spontan und so starteten wir eine Stunde früher in den Tag. Auch heute erwarten uns einige Lagunen, die für ihre grossen Flamingo-Populationen bekannt sind.
Laguna Honda, Charkota, Hedionda & Cañapa
Die vier Lagunen sind allesamt sehenswert, besonders eindrücklich war aber die Laguna Hedionda. Die zahlreichen Flamingos sind offensichtlich an Menschen gewohnt, denn hier präsentieren sie sich in nächster Nähe und stolzieren durch die Lagune, als ob sie auf einem Spiegel laufen würden. Während bei den anderen Lagunen mindestens ein 500mm Objektiv für ein close-up Foto eines Flamingos benötigt wird, reicht hier eine 50mm-Linse.
Diesen wunderschönen Vögeln beim Fressen zuzuschauen ist ein Genuss und man kommt kaum mehr aus dem Staunen heraus. Wie bei der Laguna Colorada sollten am besten mindestens 2-3 Stunden für diesen Halt eingeplant werden.
San Juan
Unser heutiges Reiseziel «San Juan», ein kleines Dorf in der Nähe der Salar de Uyuni, erreichten wir gegen Abend. Unterwegs kamen wir an zahlreichen Quinoa-Feldern vorbei. Aus Bolivien stammen rund 70% des weltweiten Verbrauchs, wobei – gemäss unserem Guide – der stark ausgebaute Export das inländische Produkt nicht verteuert habe, so dass die Bolivianer ihre Lieblingsbeilage auch weiterhin zu vernünftigen Preisen geniessen können.
Vor San Juan kreuzten wir ganz unerwartet Eisenbahn-Schienen, die Schmalspur-Eisenbahn fährt laut Valerio aber nur selten. Auf unserem Spaziergang durch San Juan haben wir einzig ein paar Ziegen gesehen - nur wenige Touristen scheinen hier vorbeizukommen und das Dorf wirkt völlig ausgestorben. Als wir unseren Guide darauf ansprachen meinte er jedoch, dass San Juan als Zentrum dieser Region gut erschlossen und durchaus lebendig sei…
Salar de Uyuni
Am nächsten Morgen fuhren wir über kleine Wege zum nächsten Highlight dieser Reise: zum Salar de Uyuni, auch bekannt als grösste Salzpfanne der Welt! Der Salar gehört denn auch zu den meistbesuchten Attraktionen in ganz Südamerika. Wer ihn in der Regensaison besuchen möchte, wird aber womöglich keinen Fahrer für einen Ausflug in die Salzpfanne finden - das Fahren über das stehende Wasser ist nämlich nicht nur gefährlich (aufgrund grösserer Löcher im Boden), sondern schadet auch den Fahrzeugen. Im März, wenn das Wasserlevel nur noch ein paar Zentimeter beträgt, lassen sich allerdings fantastische Spiegelungen fotografieren. Wer zudem die Reisezeit auf eine Neumond-Phase plant, kann sich auf einen Himmel voller Sterne und eine fantastische Milchstrasse freuen.
Sucht man nach Fotos vom Salar de Uyuni, findet man vor allem kreative Perspektivenfotos. Ebenfalls beliebt sind die Kakteeninseln, die sich mitten im Salar befinden. Die bekannteste und meistbesuchteste ist die Isla Incahuasi: Auf ihr befindet sich neben hunderten von Kakteen auch ein Fussweg rund um die Insel. Der Zugang ist zwar kostenpflichtig, aber trotzdem definitiv einen Besuch wert!
Viele Touristen wissen jedoch nicht, dass es neben der Isla Incahuasi noch weitere Inseln mit wunderschönen Kakteen gibt - echte Alternativen sind die Isla del Pescado und die Isla Pia Pia. Vielleicht gibt es auf beiden etwas weniger Kakteen als auf Incahuasi, aber dafür sind hier auch kaum Touristen unterwegs. Die meisten Tourenanbieter fahren nur eine Insel an und das ist in der Regel Incahuasi. Wer individuell oder mit einem Zelt unterwegs ist, dem empfehle ich die Nacht auf der Isla del Pescado zu verbringen. Mit ins Gepäck gehört dann aber auch ein sehr warmer Schlafsack, denn die Nächte auf dem Salzsee auf 3650m. ü. M. sind sehr kalt!
Unser angepasstes Reiseprogramm machte es möglich, dass wir alle drei Inseln besuchten, ausserdem fuhren wir am nächsten Tag zum Sonnenaufgang ein weiteres Mal zur Isla Incahuasi.
Chilenisches Hochland
Das chilenische Hochland begeistert mit schneeweissen Salzseen, kegelförmigen Vulkane, rauchenden Vulkanen, rustikalen Thermalquellen und einer überraschend abwechslungsreichen Flora und Fauna.
Zurück nach Chile über den Grenzübergang bei Colchane
Nach zwei Tagen am und im Salar de Uyuni fuhren wir nach Nordwesten zur chilenischen Grenze. Hier stand ein erneuter Fahrzeug- und Guide-Wechsel auf dem Programm, der auch dieses Mal gut klappte. Die bolivianischen Schotterpisten nehmen an dieser Stelle ein Ende, weshalb unser chilenischer Guide auch in einem luxuriösen VAN statt in einem Toyota Landcruiser unterwegs war. Gleich an der Grenze liegt das kleine Dorf Colchane, wo wir nach einer nachmittäglichen Tour durch die Umgebung dann auch die Nacht verbrachten.
Salar de Surire
Am nächsten Morgen fuhren wir dem aktiven Vulkans Isluga entlang zum Las Vicuñas National Reserve. Bei den Polloquere Hot Springs wärmten wir uns auf und genossen die einzigartige Landschaft: Die Thermalquelle liegt direkt am Rand des Salar de Surire (4245m über Meeresspiegel), einer wunderschönen und farbenprächtigen Salzpfanne mit zahlreichen Flamingos, Vicuñas und Lamas.
Am Salar entlang gibt es einen Fussweg und es lohnt sich, das Auto zu verlassen um den scheuen Flamingos möglichst nahe zu kommen. Am Salar de Surire gibt es zwar keine Hotels, aber eine kleine Hütte: Für Individualreisende eine gute Möglichkeit, an diesem beeindruckenden Ort die Nacht zu verbringen.
Vulkan Parinacota im Parque Nacional Lauca
Der 6348m hohe Vulkan im Lauca Nationalpark liegt direkt an der stark befahrenen Passstrasse, welche Bolivien mit Chile verbindet. Hunderte bolivianische Lastwagen überqueren hier tagtäglich die Grenze: Ein eindrückliches Schauspiel, insbesondere wenn man bedenkt, dass ein Grossteil aller Importwaren über diesen Weg nach Bolivien gelangt. Seit dem Salpeterkrieg vor über 100 Jahren hat Bolivien seinen direkten Meeranstoss an Chile verloren. Seither muss es sich mit einem Handelsrecht am chilenischen Hafen begnügen und die Ware mittels Lastwagen von Arica über einen 4000m hohen Pass nach Bolivien transportieren.
Im Lauca Nationalpark könnte man gut und gerne mehrere Tage verbringen und der Parinacota gehört zu den schönsten Vulkanen, die ich bisher gesehen habe. Seine typische Kegelform und die schneebedeckte Kuppe machen ihn zu einem der besten Fotomotive im chilenischen Hochland. Als Ausgangsort für Touren bietet sich Putre an, welches nicht ganz so hoch gelegen ist und über eine sehr gute Infrastruktur verfügt. Dort verbrachten wir dann auch die letzte Nacht, bevor unsere wunderschöne und eindrückliche Reise schliesslich in Arica endete. Wer dieselbe Reise in ungekehrter Richtung unternehmen möchte, sollte in Putre mindestens zwei Tage für eine gute Akklimatisation einplanen.
Photography in Focus
Für die meisten Landschaftsaufnahmen verwendete ich eine Brennweite zwischen 14 und 50mm.
Bei vielen Lagunen hätte ich mir allerdings eine längere Brennweite gewünscht. Ich hatte zwar das 70-200mm Objektiv mit dabei, bei Tierfotografien (u.a. Flamingos) reichte dieses allerdings nicht aus. Eine Ausnahme war die Laguna Hedionda, wo man sich den Flamingos bis auf wenige Meter nähern konnte. Stefan Forster hat fantastische Drohnen-Aufnahmen vom Salar de Surire gemacht und kam dabei den Flamingos recht nahe – so meiden diese Tiere zwar Menschen, nicht jedoch andere Flugobjekte. Bei ähnlichen Plänen sollte vor der Abreise aber unbedingt abgeklärt werden, wie die aktuelle Lage bezüglich Drohnen und Bewilligungen im Bolivien aussieht.
Bei Portrait-Aufnahmen sollte zuerst um Erlaubnis gefragt werden – grundlegende Spanischkenntnisse sind generell sehr nützlich auf einer solchen Reise.
Der Altiplano eignet sich hervorragend für Panorama-Fotos. Ich hatte kein spezielles Panorama-Zubehör dabei, sondern verwendete die Panorama-Funktionen aus Lightroom und Photoshop. Wer eine passende Ausrüstung hat, sollte diese unbedingt einpacken.
Ein stabiles Stativ, Fernauslöser, Reinigungsmaterial und eine Auswahl an ND- und Circ.-Pol.-Filter sollte für die Landschaftsfotografie selbstverständlich sein. Zudem sind Apps wie TPE (The Photographer's Ephemeris), PhotoPills und Google Earth eine grosse Unterstützung bei der Planung der Fotospots.